Pferde – Fitnesspartner auf vier Beinen
REITEN ALS WORKOUT
Fitnesspartner auf vier Beinen.
Reiten stellt hohe Ansprüche an die Koordinationsfähigkeit, den Gleichgewichtssinn und das Wahrnehmungsvermögen. Und hält noch dazu viele Muskelgruppen fit – bis ins hohe Alter.
Bewegung mit dem Pferd ist ein ideales Körpertraining. Das erkannte bereits Hippokrates, der seine Zeitgenossen dazu anhielt, sich durch Gymnastik, Gehen und Reiten zu ertüchtigen. „Dieser Sport eignet sich für fast jeden, der nicht gerade akut einen Bandscheibenvorfall, einen Herzinfarkt oder einen Knochenbruch erlitten hat“, erklärt Reitwart Daniela Arthold.
Wer Reiten als Sport halbwegs ernst nimmt, der sitzt nicht einfach nur untätig auf seinem Pferd und lässt sich durch die Gegend tragen. Arthold: „Halbwegs sportliche Reiter trainieren Muskelgruppen in beinahe jedem Teil ihres Körpers, da man sich auf dem Pferderücken immer wieder den Bewegungen des Tieres anpassen muss. Die Beanspruchung der Muskeln ist mit keiner anderen Sportart vergleichbar.“
Diese Beanspruchung wechselt zudem je nach Gangart des Pferdes – im Trab wird der Körper des Reiters anders gefordert als im Galopp. „Das ist auch der Grund, warum Einsteiger häufig nach 20 Minuten Unterricht schon aus der Puste sind“, sagt Arthold.
BALANCE UND AUSGLEICH
Auf einem Pferd zu sitzen und zu reiten erfordert neben einer gewissen Konzentration auch Körperspannung und Balancegefühl. Durch die Bewegungen des Pferdes werden insbesondere die Bauch- und Rückenmuskeln beansprucht.
Da man die Bewegungen des Pferdes ausgleichen muss, herrscht ein ständiger Wechsel zwischen An- und Entspannen, um das Gleichgewicht zu halten. Auch die Beckenbodenmuskulatur profitiert vom Reiten, das hilft, Inkontinenz zu vermeiden.
Daniela Arthold, Reitwart
„Um Haltungsschäden zu vermeiden, ist es prinzipiell wichtig, dass die unterschiedlichen Muskelgruppen gleichmäßig ausgebildet sind. Und genau das kann man beim Reiten sehr gut trainieren“
Obwohl viele nach ihren ersten Reitstunden zunächst Muskelkater in den Oberschenkeln und im Gesäß verspüren, ist die am häufigsten angespannte Muskelpartie der Bauch. Sobald man nach einer Reitstunde einen Bauchmuskelkater spürt, weiß man, dass man konsequent an seinem Sitz gearbeitet hat. Das kommt daher, dass der Bauch für die aufrechte Haltung auf dem Pferd sorgt. Daher ist Reiten auch ein guter Ausgleich für Menschen, die viel am Schreibtisch sitzen.
Für Menschen mit Rückenproblemen empfiehlt sich das Reiten besonders, da die Muskulatur langsam aufgebaut und so die Wirbelsäule in Folge besser gestützt und stabilisiert wird. „Um Haltungsschäden zu vermeiden, ist es prinzipiell wichtig, dass die unterschiedlichen Muskelgruppen gleichmäßig ausgebildet sind. Und genau das kann man beim Reiten sehr gut trainieren“, sagt Arthold.
NATÜRLICHE STRAFFUNG INKLUSIVE
Neben dem Bauch werden insbesondere die Waden und die Oberschenkel, die Gesäßmuskeln und der Oberkörper trainiert. Rundum also genau jene Muskeln, die eine definierte Silhouette ausmachen. Wer mehrmals pro Woche reitet, bekommt ein sichtbares Muskeltraining mit dazu.
Daniela Arthold, Reitwart
„Mit der Zeit bekommen Reiter nicht nur einen straffen Bauch, sondern gleichzeitig auch einen knackigen Hintern und straffe Oberschenkel – abgesehen davon, dass der Sport Spaß macht, gesund ist und für geistigen Ausgleich sorgt.“
Es gibt zwar Reitställe, die überdacht sind und in denen in einer Reithalle geritten wird – aber meistens gehört zum Reiten und zur Versorgung eines Pferdes auch, viel Zeit im Freien zu verbringen. „Sei es, um das Pferd auf die Weide zu bringen oder von der Koppel zu holen, eine entspannte Runde auszureiten oder das Tier im Freien zu striegeln und zu satteln“, erklärt die Reitexpertin.
Egal bei welchem Wetter: Wer ein eigenes Pferd oder eine Reitbeteiligung hat, der begibt sich regelmäßig in den Stall, setzt sich verschiedenen Wettersituationen aus, tankt Sonnenlicht, stimuliert dadurch das Immunsystem und härtet seinen Organismus ab.
REITEN MACHT DEN KOPF FREI
Nachdem man die körperlichen Auswirkungen relativ rasch zu spüren bekommt, macht sich auch noch etwas anderes bemerkbar: die wohltuende Wirkung auf die Psyche. Arthold: „Das Pferd ist wie ein Spiegel und noch dazu sehr feinfühlig. Wer sich als Reiter darauf konzentriert, wird ruhig und schaltet wunderbar ab, Stressgefühle verflüchtigen sich sehr schnell. Für viele ist Reiten daher wie Meditation und ein wunderbarer Ausgleich zum hektischen Alltag.“ Man wird selbstbewusster und mutiger, gewinnt mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
Und nicht zuletzt lernt man im Umgang mit Pferden auch, geduldig zu sein. Innere Ruhe und Konsequenz sind essenzielle Eigenschaften beim Trainieren von und beim Arbeiten mit Pferden. „Wer fahrig ist oder gar Stress macht, wird auf Widerstand stoßen und keinen Erfolg haben“, sagt Daniela Arthold. „Wer es hingegen schafft, mit dem Partner Pferd ein Team zu bilden, erfährt ein Gefühl der Harmonie, wie es in keiner anderen Sportart erlebt werden kann.“
GUT AUSGERÜSTET AUFSTEIGEN
Helm
Der wichtigste Teil der Ausrüstung. Stürze vom Pferd passieren sogar den Besten, deshalb ist es auch für Erwachsene wichtig, nie „oben ohne“ unterwegs zu sein. Auf Modelle der DIN-Norm achten, sie erfüllen die Mindestanforderungen, die für Reithelme fest-gesetzt sind.
Stiefel
Wer mit Pferden zu tun hat, sollte stets festes Schuhwerk tragen. Je nach Reitweise sind das zum Beispiel robuste Westernboots oder spezielle Reitstiefeletten.
Handschuhe
Handschuhe sind nicht nur im Winter üblich, auch bei warmen Temperaturen sind sie ein guter Schutz der Hände – vor allem auch im generellen Umgang mit Pferden.
Reithose
Eine Reithose sollte vor allem bequem sein und nirgends zwicken oder reiben. Westernreiter tragen daher bevorzugt pflegeleichte Stretchjeans, sonst reicht für den Anfang eine klassische Reithose.